Neuer Zwölf-Apostel-Kirchhof
Der evangelische Neue Zwölf-Apostel-Kirchhof liegt mitten im Herzen von Schöneberg. Mit seiner Lage zwischen Sachsendamm, Autobahnkreuz Schönberg und Gewerbegebieten ist er aber gut versteckt und daher eher wenig bekannt.
Dabei hat der heute 2,1 ha große Friedhof eine interessante Entwicklung erfahren, die eng mit der Geschichte und Stadtentwicklung Berlins verbunden ist.
1883 am heutigen Werdauer Weg 5 als Erweiterung für den damals voll belegten Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof angelegt, wurde in der NS-Zeit im Kontext der Pläne für die „Reichshauptstadt Germania“ ein Großteil des Friedhofs für den Bau eines „Südbahnhofs“ geschlossen und entwidmet. Rund 7.000 Gräber wurden nach Stahnsdorf umgebettet.
Mit Kriegsbeginn 1939 wurden diese nicht weiterverfolgt. Dem Leitbild der „autogerechten Stadt“ folgend, wurde nach dem Krieg auf den entwidmeten Friedhofsflächen ein Teil der Berliner Stadtautobahn gebaut.
Die Ev. Zwölf-Apostel-Gemeinde, die auch Trägerin von zwei weiteren Friedhöfen in Schöneberg ist, hat die seit Ende des 20.Jh. zurückgehende Belegung des Friedhofs genutzt, um sich mit ihrem Angebot dem vielfältigen kulturellen und religiös geprägten Schöneberger Kiez zu öffnen. Seit 2015 finden auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof auch Bestattungen nach muslimischem Ritus statt.
Und so findet man heute auf dem kleinen, verkehrsumtosten Friedhof eine große Bandbreite von Gräbern: historische Erbbegräbnisse, Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Ehrengräber, christliche Gräber älteren und jüngeren Datums und muslimische Grabstätten.
Besonders schön ist die um 1890 nach Plänen des Schöneberger Architekten Paul Egeling gebaute, heute denkmalgeschützte Kapelle am Friedhofseingang, die auf der gegenüberliegenden Seite in den 1950er Jahren mit einem kleinen Verwaltungsgebäude ergänzt wurde.
Mehr Informationen: https://www.zwoelf-apostel-berlin.de/die-kirchhofe/neuer-zwolf-apostel-kirchhof und https://www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/denkmalschutz/denkmale/friedhofskapelle-334337.php
Zum Vormerken: am 22.09.2024 findet auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof die zentrale Berliner Veranstaltung zum diesjährigen "Tag des Friedhofs" mit vielen interessanten Angeboten statt!
Friedhof Baumschulenweg
Kurzporträt
Der städtische Friedhof Baumschulenweg liegt nördlich der Königsheide, in der Gabelung von Spree und Britzer Verbindungskanal.
Die Kiefholzstraße trennt den alten denkmalgeschützten Teil, der 1911 nach Plänen von Gartendirektor Ernst Harrich angelegt wurde, von einem neuen Bereich, der 1936 als Erweiterung durch den damaligen Stadtgartendirektor Joseph Pertl entstand. Beide Teile zusammen haben heute eine Größe von rund 25,8 Hektar.
Als Eingang zum Alten Friedhof besteht seit der Anlagezeit das Torhaus, das von den Architekten Oberbaurat Erich Bienz und Mathias Bardenheuer gestaltet wurde.
In beiden Bereichen erinnern verschiedene Gedenkstätten an die Opfer der Weltkriege und des Nationalsozialismus, darunter direkt vor dem Torhaus eine Zweitfassung der von Fritz Cremer 1947/1958 gestalteten „Trauernden“ als Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus.
Auch heute wird noch auf dem Friedhof bestattet: in beiden Bereichen gibt es vielfältige Möglichkeiten an Urnenbeisetzungen.
Von besonderer Bedeutung ist auch das Krematorium, das ursprünglich 1912/13 im neoklassizistischen Stil errichtet wurde, 1994 aber aufgrund des schlechten baulichen Zustands abgerissen werden musste. 1996/97 entstand nach Entwürfen von Axel Schultes und Charlotte Frank das neue Krematorium.
Ebenfalls erwähnenswert sind neue Maßnahmen im Bereich der naturnahen Erholung und Pflege. Z.B. entsteht derzeit im nordöstlichen Bereich des Alten Teils, nahe der Abteilungen D3 und D4, ein multifunktionales Wildbienenhabitat, das die verschiedenen Lebensräume und Ansprüche von Wildbienen berücksichtigt. Neben den Pflanzflächen werden Flächen mit unterschiedlichen Materialien angelegt. Hiervon können verschiedene Tierarten und Insekten profitieren. Zur Förderung der Biodiversität werden außerdem naturnahe Mähkonzepte erstellt und eine Beweidung mit Schafen angestrebt. Zudem bietet der Friedhof immer wieder einigen Honigbienen vorübergehend eine Heimat.
Mehr Informationen: https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/friedhoefe/artikel.16570.php
© D. Decher / Bezirksamt Treptow-Köpenick
Friedhof „In den Kisseln“
Kurzporträt
Der Friedhof „In den Kisseln“ wurde 1886 von der damals eigenständigen Stadt Spandau als neuer Großfriedhof an der heutigen Pionierstraße angelegt, um dringend benötigte Begräbnisplätze außerhalb des Ortskerns zu schaffen.
Der neue Friedhof wurde mit einer Größe von rd. 5,2 ha ganz traditionell in orthogonaler Form angelegt und von Erbbegräbnisstätten entlang der Friedhofsmauer eingefasst. Die besondere Lage des Friedhofs, eine mit Kiefern bewachsene, hügelige Sanddünenlandschaft, wurde bei der Gestaltung zunächst nur wenig berücksichtigt.
Im 20. Jahrhundert fanden mehrfach Erweiterungen statt. 1920 war der Friedhof bereits rd. 47 Hektar groß. Die letzten Vergrößerungen des Geländes erfolgten in den 1960er/70er Jahren, nun als Waldfriedhof in landschaftlicher Gestaltung.
Heute ist der Friedhof mit seinen rund 62 Hektar der größte Friedhof in Berlin. Sein Name verweist auf den ihn prägenden Baumbestand (Kisseln = Kiefern).
Aufgrund der Erweiterungen ist nur die nördliche Einfassungsmauer mit den Erbbegräbnissen erhalten.
Viele Ehrenhaine und Denkmäler erinnern an die Opfer der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert.
Mehr Informationen gibt es unter https://www.berlin.de/ba-spandau/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/friedhoefe/artikel.257901.php
© Marcus Witte
Landeseigener Friedhof Frohnau
Kurzporträt
Der 1910/1911 neu angelegte Friedhof Frohnau wurde von dem berühmten Berliner Gartenarchitekten Ludwig Lesser gestaltet. Seine Grundidee dabei war es, den Friedhof in den umgebenden Kiefernbestand der Stolper Heide zu integrieren und gleichzeitig als architektonische Anlage und Parkfriedhof auszugestalten.
Die Feierhalle wurde 1911/1912 nach einem Entwurf des Berliner Architekten Carl Stahl-Urach erbaut. Sie passt sich dem Waldcharakter des Friedhofes an und vereint Stilelemente nordischer Stabholzkirchen, barocke Einflüsse und traditionelle heimatliche Gestaltungselemente.
In den Jahren 1924/1925 wurde die ursprüngliche Anlage um ca. 1,3 ha auf 4,1 ha erweitert.
Bis heute prägen viele einheimische Forstbäume den Charakter der denkmalgeschützten Anlage. Drei der auf dem Gelände befindlichen Brunnen bzw. Schöpfbecken sind von Ludwig Lesser entworfen worden. Die von Mauern, Böschungen und Terrassen durchzogene Friedhofsanlage bietet den Besuchenden einen Ort der Erholung und stellt eine Einladung zu Spaziergängen und zum Verweilen dar.
© BA Reinickendorf
Zu den bekannten Frohnauer Persönlichkeiten, die auf diesem Friedhof bestattet wurden, zählt der im Jahr 1941 verstorbene Lyriker, Erzähler, Essayist und Literaturkritiker Oskar Loerke. Nach ihm wurde u.a. der Loerkesteig benannt. Seine Grabstelle in der Abteilung 9 erhielt im Jahr 1978 die Würde eines Ehrengrabes.
Auf dem Friedhof Frohnau befinden sich zwei Anlagen für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft: links der Feierhalle wurde die Anlage für Opfer des 1. Weltkrieges eingerichtet. Hinter der Feierhalle an der Grundstückgrenze zur Stolper Heide Süd befindet sich die Anlage für Opfer des 2. Weltkrieges.
Mehr Informationen zum Friedhof Frohnau finden sich unter: https://www.berlin.de/ba-reinickendorf/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/verwaltung/friedhofsverwaltung/friedhoefe/artikel.87891.php
Christus-Friedhof Mariendorf
Der erste Friedhof stellt sich vor
Kurzporträt
Wie ein Park erstreckt sich der etwa sechs Hektar große Christus-Friedhof hinter dem Eingang am Mariendorfer Damm 225/227. Als der Friedhof um 1902 von der evangelischen Christusgemeinde angelegt wurde, gab es hier noch keine Wohnhäuser und riesige Ackerflächen prägten die Landschaft.
Heute verwaltet der Evangelische Friedhofsverband Berlin Süd-Ost den Friedhof und bietet alle gängigen Bestattungsarten an.
© Erik van Look
Das eindrucksvolle Eingangsportal und die Kapelle, unter Leitung von Friedrich Schwenke in Anlehnung an die norddeutsche Backsteingotik geschaffen, stehen ebenso unter Denkmalschutz wie das Mausoleum der Familie Max Golz.
Der Christus-Friedhof ist nicht nur Bestattungs- und Trauerort, sondern unmittelbar an der verkehrsreichen B 96 gelegen, mit seinen vielen Bäumen, Bänken und seinem guten Pflegezustand auch eine grüne und ruhige Oase, die zu Erholung und Spaziergängen einlädt.
Wer Zeit, Muße und genügend Ausdauer hat, kann durch den Friedhof über die Wimbach-Promenade bis in den Britzer Garten laufen.
Direkt gegenüber dem repräsentativen Eingangsportal mit gestaffelter Giebelwand befindet sich die Trabrennbahn Mariendorf aus dem Jahr 1913, die als ein beliebtes Ausflugziel für Pferdesportbegeisterte aus ganz Deutschland gilt.
Mehr Infos zum Friedhof unter http://www.effkm.de/friedhoefe/christus-friedhof.html
Friedhof Biesdorf in Marzahn-Hellersdorf
Heute präsentieren wir einen landeseigenen Friedhof
Kurzporträt
Der landeseigene Friedhof Biesdorf hat eine Größe von rund 6 ha und befindet sich am Biesdorfer Friedhofsweg 10. Er wurde 1898 zunächst auf einer Fläche von einem Hektar unterhalb des Mühlberges als Gemeindefriedhof eröffnet. Zur Eröffnung war auch die Feierhalle als neogotischer Backsteinbau fertiggestellt. Im Jahr 1900 erfolgten die ersten zwei Erbbegräbnisse an der südwestlichen Außengrenze des Friedhofs, denen bis 1934 weitere folgten. Diese sind, wie auch die Feierhalle, heute unter Denkmalschutz gestellt.
© Andrea Kolbinger
Besonderheiten/Neues
Der Friedhof stellt mit seinem gleichförmigen, axial-symmetrischen Aufbau mit prägenden Alleen und hohem Altbaumbestand eine historische Besonderheit dar. Er ist heute ein klassischer Ortsteilfriedhof, der mit seinen gepflegten Grabanlagen zum Verweilen einlädt. Im Sommer finden regelmäßig Konzerte der im großen Teich an der Kapelle lebenden Frösche statt.
© Andrea Kolbinger
Waldfriedhof Oberschöneweide
Es geht in ländliche Gefilde im Südosten Berlins
Kurzporträt
Mit seinem Gründungsdatum 1902 ist der Waldfriedhof Oberschöneweide einer der ältesten Waldfriedhöfe Berlins. Das Grundstück dafür war ein Geschenk des Fabrikanten Emil Rathenau an die Gemeinde Oberschöneweide, die Gestaltung des Friedhofs erfolgte durch den Architekten Max Stutterheim. Heute steht der Friedhof mit seinen rund 6 Hektar Fläche unter Denkmalschutz und befindet sich im Bezirk Treptow-Köpenick an der Adresse „An der Wuhlheide 131 a“. Neben anderen kunsthistorisch bedeutsamen Erbbegräbnissen ist hier auch die imposante Grabstätte der Familie Rathenau, angelegt 1903 von Alfred Messel, zu finden.
Besonderheiten/Neues
Um die biologische Vielfalt zu fördern, wurde der hintere Bereich des Friedhofs in den letzten Jahren naturnah umgestaltet. Neu angelegte Wiesen, Staudenbeete, Heckenpflanzen, Obstbäume und ein Steingarten bieten insbesondere für Wildbienen, Eidechsen und Brutvögel zusätzliche Lebensräume und mehr Nahrungsangebot. Besucher*innen sind herzlich eingeladen, Flora und Fauna im Spaziergang entlang eines Plattenweges zu entdecken oder ganz entspannt auf hölzernen Liegebänken zu erleben.
Mehr Informationen: https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/friedhoefe/artikel.16575.php
Naturnah umgestaltete Teilfläche © Maria Reusrath